
Revier 1-6 | Vernis Mou und Aquatinta auf Büttenpapier | je 40x40 cm
REVIER
In Fortführung ihres Werkzyklus „Die Badenden“ zeigt die Künstlerin in den Aquatinten „Revier 1–6“ erneut Menschen in bewusster Vereinzelung, begleitet von ellipsenförmigen Schatten, welche ihr individuelles Revier jeweils unumstößlich zu umreißen scheinen.
Zwar stehen auch in der neuen Serie die Figuren wieder fast modellhaft in neutraler Umgebung. Doch sie scheinen sich nun behutsam aus dem strengen Gefesseltsein – womöglich zugleich dem Schutz? – durch den klar abgrenzenden Schatten zu lösen.
Die Frauen geben jede Statik, jede Starrheit auf, verharren nicht mehr still im ihnen zugebilligten Raum. Mit fast tänzerischer Leichtigkeit wagen sie in schwingender Bewegung eine Interaktion, treten untereinander in einen lebendigen Dialog. So wirken sie sowohl dynamisch-offen als auch selbstversunken in ihrem Tun. Sie verlieren im Erleben des Moments jede bindende Schwere, werden im Wortsinne schwere-los.
Und sind es überhaupt unterschiedliche Frauen, oder sehen wir dieselbe Person in wechselnden Posen? Auch bei flexibler Hängung der Einzeldarstellungen, sei es im Paar oder als komplette Serie, erweist sich: Stets kommunizieren die Figuren auf andersartige Weise.
Text: Regina Franke, Autorin
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Die Badenden | Vernis Mou und Aquatinta auf Büttenpapier | je 39x26 cm
DIE BADENDEN
Mit ihrer Werkserie kleinformatiger Aquatinten Die Badenden fesselt Gisela Franzke sofort die Aufmerksamkeit des Betrachters. Frappierend an diesen Arbeiten wirkt, dass Mensch und Architektur reduziert und modellhaft, rätselhaft und fast unbehaglich kühl wiedergegeben sind.
So stehen sie denn auch wie Modelle im neutralen Raum: Frauen in betonter Vereinzelung, unnahbar wirkende Badehäuser auf kompliziert verwinkelten Holzkonstruktionen. Begleitet werden Figuren und architektonische Objekte von einem ellipsenförmigen Schatten, der zum einen ihr jeweiliges Revier abzugrenzen scheint, sie zum anderen jedoch auch streng gefangen hält.
Franzke erzeugt damit eine leicht beklemmende Atmosphäre. Suchen und Finden einer Balance zwischen Innen und Außen, zwischen Seelenraum und Gemeinschaft, das Gegen und das Gleich, gelingen hier symbolisch in der Gegenüberstellung. Die paarweise Hängung ist Teil des Konzepts.
Das angewendete druckgraphische Verfahren Vernis Mou ermöglicht einen exakten, dennoch weichen Strich und wirkt in der Kombination mit den vielfachen Grauschattierungen der Aquatinta fragil und subtil zugleich.
Text: Regina Franke, Autorin