Die Schönheit des Verfalls
In dem Arbeitszyklus zeigt Franzke Ansichten verlassener, teils schon vom Hauch des Verfalls berührter Szenerien. Die menschenleeren Lebens-Räume erinnern an „Lost Places“ – in Vergessenheit geratene Orte, Plätze, Gebäude, welche die Natur allmählich fortschreitend, doch unaufhaltsam zurückzuerobern scheint.
Die zum Abriss, zur sukzessiven Auflösung verurteilten Räumlichkeiten haben durch ihre Patina eine neue Ästhetik erhalten.
Die Wahl von altmeisterlichen Techniken sowie der gänzliche Verzicht auf beschönigende Farbigkeit unterstützt das so hervorgerufene Gefühl.
Gegengleich
In den Acrylarbeiten 180° setzt sich Gisela Franzke mit dem Thema Gegengleich im Hinblick auf das Spiegelbild auseinander. Von sich selbst kennt man nur dieses Abbild, hat sich noch nie „wirklich“ gesehen. Da stellt sich doch die Frage, ob die gespiegelte, gleichsam verschleierte Version des Selbst nicht in Wahrheit das eigentliche Ich ist?
Dreht man das Bild um 180 Grad, lässt sich nicht klar erkennen: Taucht die Person ein, oder taucht sie auf? Allein durch eine kleine Veränderung der Perspektive ist die Sicht auf die Dinge eine andere geworden ̶ und somit das Gleich auch gegensätzlich.
Isolation
Gisela Franzke widmet sich in ihrem Werkzyklus Isolation dem Thema Einsamkeit. Mit viel Liebe zum Detail malt die Künstlerin großformatige, naturalistische Gemälde in Acryl auf Leinwand. Häuser, die bewohnt scheinen, in denen jedoch die Bewohner fehlen, verweisen auf das grundlegende Thema der Befindlichkeit des Menschen in der Welt – der Vereinzelung. Bauten in einer kargen Natur oder Personen in leeren Räumen machen die Einsamkeit spürbar, blinde Fenster verhindern die Sicht von außen nach innen und umgekehrt. Und selbst wenn es möglich scheint, trifft der Blick auf Hindernisse. Suchen und finden einer Balance zwischen Innen und Außen, zwischen Seele und Gemeinschaft, gelingt hier symbolisch, in der Gegenüberstellung von Architektur und Figur, wie es am Beispiel von Waldstück und Waldbewohner zu sehen ist. Die paarweise Hängung ist somit Teil des Konzepts.
Anders findet das Thema Isolation in dem druckgrafischen Zyklus, der Variation von Badehaus und Badenden seine Umsetzung. Das Motiv der Badenden, das in der Kunst auf eine lange Tradition blickt und meist mit Voyeurismus in Zusammenhang steht, wird hier zur Fokussierung von Isolation und Einsamkeit verwendet. Abstrakte Formen wie die Ellipse halten Figuren gefangen, ebenso die sichtversperrten Aussichten und Einsichten. Die Technik von Francisco de Goya und die moderne Umsetzung von Alex Katz dienten der Künstlerin als Inspirationsquelle, diese Serie als Radierung, Vernis mou (Zeichnung) in Verbindung mit Aquatinta, umzusetzen.